Mittwoch 12.September 2001 vorherige Meldung zurück zur Übersicht nächste Meldung

Regionalliga: FC Rot-Weiß Erfurt

"Die Stadt Erfurt lässt uns im Regen stehen"

von Thomas Czekalla (TLZ)

Fc Rot-Weiß Erfurt Ein Überblick über die derzeitige finanzielle Situation, ein klares sportliches Ziel für die kommende Saison und ein kritischer Disput mit Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge, das waren gestern Abend die Kernpunkte der ordentlichen Mitgliederversammlung beim FC Rot-Weiß Erfurt. Michael Leitenstorfer, Präsident des Fußball-Regionalligisten, sparte bei seinen Äußerungen nicht an klaren Worten.

OB Ruge wehrt sich So sagte er an Ruge gerichtet, dass der FC Rot-Weiß bei den Stadtoberen keine Lobby besitze. Nach Leitenstorfers Einschätzung sprächen dafür gleich mehrere Punkte: So sei das Hickhack um die Flutlichtanlage "nicht mehr zu ertragen", müsse der FC Rot-Weiß entgegen eines Vertrages 500 000 Mark an die Deutsche Städte-Reklame zurückzahlen, zudem hätte sich auch die Sparkasse Erfurt für ihn unerklärlicherweise aus dem Kreis der Co-Sponsoren zurückgezogen. Auch Heiko Nowak, Nachwuchskoordinator des FC Rot-Weiß stellte kritisch fest: "Unsere Trainingsmöglichkeiten für die Kleinen sind auf dem Hartplatz katastrophal. Dabei hatte uns die Stadt einen Kunstrasenplatz zugesagt."
Leitenstorfer: "Die Stadt profitiert von unserem Verein im siebenstelligen Bereich, und lässt uns im Regen stehen." Ruge konterte auf diese Bemerkungen ebenso scharf: "Diese Polarisierung ist unter der Gürtellinie." Er gab zu, dass der FC Rot-Weiß nach seinem sportlichen Abstieg im Sommer bei den 51 Stadtratsmitgliedern an Ansehen verloren hätte, sagte dazu auch: "Dies muss sich der Verein erst durch Leistungen wieder verdienen." Erfurts Oberbürgermeister stellte weiterhin klar, dass die Stadt nicht nur für den FC Rot-Weiß zu sorgen hätte und brachte in diesem Zusammenhang als Beispiele die Investition in die neue Eislaufhalle und die mögliche Überdachung der Radrennbahn im Andreasried. Zum Thema Flutlichtanlage stellte Ruge klar: "Solange das Beweissicherungsverfahren nicht abgeschlossen ist, kann die Stadt nicht tätig werden." Inzwischen sei ein neues Anwaltsbüro mit der Sache beauftragt. Die Firma, die den im Winter 2000 abgeknickten Flutlichtmast mit russischem statt deutschem Stahl gebaut hätte, gebe es nach Ruges Worten inzwischen nicht mehr. Drei Firmen seien am gegenwärtigen Streit beteiligt. Ob für das DFB-Pokalspiel am 10. Oktober eine mobile Flutlichtanlage errichtet werden kann, soll sich nach den Worten Leitenstorfers Ende dieser Woche entscheiden. Nach wie vor sei eine Spielverlegung nach Jena denkbar.

Auf soliden Füßen Finanziell, so sagte zuvor Leitenstorfer, würde der FC Rot-Weiß dank des Engagements der TEAG auf soliden Füßen stehen: "Sie haben bei uns ein finanzielles Desaster verhindert." Er bekräftigte, dass der Verkauf von Clemens Fritz und Marco Engelhardt schon deshalb "lebensnotwendig" gewesen sei, um einen erheblichen Teil der rund drei Millionen Mark Überschuldung abzubauen. Laut Leitenstorfer habe RWE momentan die beste Mannschaft seit Jahren zusammen. Mit ihr soll in der kommenden Saison der Aufstieg in die 2. Bundesliga angestrebt werden. Entlastet wurde auf der Versammlung das vorherige Präsidium um Klaus Neumann und Helmut Bach.

 

Quelle: Thüringer Landeszeitung